Hommage an den “Old Spotted Dog Ground”

London befindet sich mitten im Lockdown und der Amateurfußball in England ruht. Das letzte Spiel von Clapton fand am 24. Oktober statt, ein 2:2 gegen Brentham vor eigenem Publikum. Die Heimstätte der “Tons” ist aktuell noch der Sportplatz “Wadham Lodge” in Walthamstow. Der Verein musste dorthin umziehen, als es einen Disput um die Verpachtung der eigentlichen Heimat des 2018 gegründeten Clapton Community Football Club gab.

Rückkehr in den “Old Spotted Dog Ground”

Der 24. Juli 2020 ist ein sehr wichtiges Datum für den Verein. An diesem Tag kauften die Verantwortlichen des Clubs das Eigentumsrecht für den Sportplatz, den es seit 1888 gibt und von Clapton seit dem als Heimstätte gilt. In der Saison 1898-99 spielten die “Tons” sogar einst vor 12.000 Zuschauern gegen Tottenham Hotspur an gleicher Wirkungsstätte.

Mit der Neugründung des Clapton Community Football Club und dem Kauf des Old Spotted Dog Grounds schließt sich nun ein Kreis: Die “Tons” werden 2021 nach Hause kommen!

Der Old Spotted Dog Ground repräsentiert das “andere London”. Weit weg von Tourismus, Kapitalismus und dem großen Geld kommen verschiedene Fangruppen zusammen. Eine Stadt, die traditionell stark von Einwanderung geprägt ist, verdient es, einen Verein zu haben, der sich in Sachen “Refugees Welcome” aktiv einsetzt, Anti-Rassismus-Kampagnen ins Leben ruft und das sozial schwache Umfeld in “East London” finanziell unterstützt.

Der Verein erfährt einen Anstieg an Mitgliedern nicht nur aus Großbritannien, auch die vielen italienischen Freunde, die in London leben, sind bei Heim- und Auswärtsspielen zahlreich vertreten. Hinzu kommt eine Freundschaft mit den deutschen Vereinen Roter Stern Leipzig und dem FC St. Pauli. Clapton Community Football Club ist zu 100% Eigentum der Fans und das macht es so speziell in der so von Investoren geprägten Fußballstadt London. Und der “Old Spotted Dog” ist der beste “Ground”, das Gesicht der “Tons” wiederzuspiegeln. 

Das erste Mal vor Ort

Am 12. August 2014 hatte ich das erste Mal das Vergnügen, ein Heimspiel von Clapton Football Club, vor Gründung des Community Football Clubs, zu besuchen. Wenn man in Forest Gate am Bahnhof aussteigt, ist der Charme vom Osten Londons allgegenwärtig. Das komplette Gegenteil von Covent Garden, Oxford Street oder Knightsbridge. Eine wirtschaftlich eher schwache Ecke der Hauptstadt, aber die Leute kümmern sich umeinander, völlig unabhängig von der Herkunft, finanziellen Situation oder Sprachkenntnissen. Wenn du die Werte des Vereins unterstützt, bist du ein “Ton” – “no matter what”.

Vor dem Stadion muss man erst an einem Reifengeschäft vorbei, um in den Old Spotted Dog Ground zu gelangen. Ein kleiner Pub gibt die Möglichkeit ein Pint zu trinken und dann sieht man schnell die Ultras, die mit Bengalos, St.-Pauli-Pullovern und Fangesängen auf sich Aufmerksam machen. Ein ungewohntes Bild von London und doch macht es Sinn, dass die internationale Gemeinde in dieser multikulturellen Stadt eine Stimme bekommt. Keine Frage: der Clapton Community Football Club hat Potential, selbst in einer so teuren und kapitalischen Stadt wie London, wo sich vieles nur ums Geld dreht. 

An diesem regnerischen Sommertag wird Clapton mit 2:0 gegen Sporting Bengal United gewinnen. Und es ist der Beginn einer großen Sympathie für diesen besonderen Verein.

Irgendwann ist die Pandemie vorbei

Keiner weiß, wann wir wieder regelmäßig in die Stadien pilgern können. Ich kann den Fans in Deutschland nur raten, wenn Clapton zurück im Old Spotted Dog Ground ist, eine Reise nach “East London” zu planen. Es ist anders. Es riecht nach “Old School Football” und nicht nach Bargeld. Die einzigen, die das Sagen haben, sind die Fans und an jeder Ecke wird dir ein Bier angeboten. Der Traum eines jeden Fussball-Nostalgikers.

See you soon, Old Spotted Dog Ground!

Written by Daniel Barthold

Start a Conversation

Your email address will not be published. Required fields are marked *